ROBERT SCHINDEL

ROBERT SCHINDEL:

Zählt zu den wichtigsten und interessantesten Schriftstellerpersönlichkeiten Österreichs.

Lesung am 11. August 2006, 20:00 Uhr, in der Oedmühle in Kasten

Geboren am 4.4.44 in Bad Hall /Oberösterreich. Die Eltern, Gerti Schindel und René Hajek, österreichische Kommunisten jüdischer Herkunft, waren im Sommer 1943 von Frankkreich aus als „elsässische Fremdarbeiter“ unter den Decknamen Susanne Soël und Pierre Lutz nach Österreich eingeschleust worden, um im Auftrag der Exil-KPÖ in Linz eine Widerstandsgruppe aufzubauen. Nach der Entdeckung der Mission wurden die Eltern nach Auschwitz deportiert, der Vater im März 1945 ermordet, die Mutter überlebte, kehrte 1945 nach Wien zurück und fand ihren Sohn wieder, den sie vor der Deportation mit fremder Hilfe als „Waise von asozialen Eltern unbekannter Herkunft“ ausgerechnet in einem Wiener Kinderheim der Nazionalsozialistischen Volkswohlfahrt hatte verstecken können. Schulbesuch in Wien, 1959 Entlassung aus dem BRG („wegen schlechter Führung“). 1959 Buchhändlerlehre in Wien: Abbruch, um u.a. nach Paris zu reisen und sich in Schweden als Tellerwäscher durchzuschlagen. Aufgewachsen im Umfeld der KPÖ und deren Jungendverbänden, 1961-1967 aktives Parteimitglied. 1967 Abitur an einer externen Wiener Maturaschule. Anschließend Studium (Jus und Philosophie). Bis 1968 Wortführer der „Kommune Wien“, dem radikalsten Teil der Wiener Studentenbewegung. Bis 1978 politische Tätigkeit in maoistischen Kreisen. Lebensunterhalt durch zahlreiche Gelegenheitsjobs u.a. bei Post und Bahn, Bibliothekar der Wiener Hauptbücherei, Nachtredakteur bei Agence France Press, Gruppentrainer für Arbeitslose. Schindels Schreiben hat frühe Wurzeln in lyrischen Versuchen der späten 50iger Jahre. Daneben Arbeiten für Film, Fernsehen und Rundfunk. Seit 1986 freier Schriftsteller in Wien. Zu Beginn der 80iger Jahre Wiedereintritt in die Israelitische Kultusgemeinde.

Bibliographie: Kassandra. Roman 1970. Drei Miniaturen. Erzählungen 1970. Zwischen den Maulschellen des Erklärens. Gedichte 1970. Brockt sie frisch von den Weibern. Prosa 1971. Haikus im Ruderleiberl. 1971. Ohneland. Gedichte vom Holz der Paradeiserbäume. 1986. Geier sind pünktliche Tiere. Gedichte 1987. Im Herzen die Krätze. Gedichte 1988. Ein Feuerchen im Hintennach. Gedichte 1992. Gebürtig. Roman 1992. Die Nacht der Harlekine. Erzählungen 1994. Gott schütz uns vor den guten Menschen. Jüdisches Gedächnis – Auskunftsbüro der Angst 1995. Immernie. Gedichte vom Moos der Neunzigerhöhlen 2000. Nervös der Meridian. Gedichte 2003. Zwischen dir und mir wächst tief das Paradies. Liebesgedichte 2003. Mein liebster Feind. Essays. Reden Miniaturen 2004. Fremd bei mir selbst. Die Gedichte. Mit einem Nachwort von Marcel Reich-Ranicki 2004.

Preise:

1989 Förderpreis des Kulturkreises im Bundersverband der deutscheen Industrie 1992 Fürderpreis des österreichischen Staatspreises für Literatur
1992 Förderpreis des Marburger Literaturpreises
1992 Dr. Emil-Domberger-Literaturpreis der B’nai B’rith Europèen
1993 Erich-Fried-Preis
1995/96 Stadtschreiber von Klagenfurt
1997 DAAD-Stipendium zu Berlin
2000 Eduard-Mörike-Preis
2003 Preis der Stadt Wien für Literatur