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HANS KUMPFMÜLLER – Ein Abend der oberösterreichischen Mundart

Hans Kumpfmüller, geb. 1953, lebt, arbeitet, dichtet und fotografiert in St. Georgen bei Obernberg/Inn.
Er gehört zu den besten oberösterreichischen Mundartdichtern und ist ein äußerst sensibler Interpret unseres Dialekts.

Lesung am 30. Juni 2005 um 20:00 Uhr in der Oedmühle in Kasten

Leo Ferner lebt und arbeitet in Salzburg, Musikstudium am Mozarteum, Kursreferent bei den „Tagen für alte Musik“, Veranstalter der Hellbrunner Schloßkonzerte in Salzburg.
Leo Ferner spielt Gamshorn, Rauschpfeife, Dudelsack und Drehleier.

Publikationen: „goidhaum & logahauskabbe: buagschdomsubm“, „Stiefmutterland & Großvatersprache: buidabiachl“, „sauschdoidialgraffiti: wöaddabiachl“, „ruam suam: grundbuach mid zedee“, „ruam suam: zedee gemeinsam mit h.p. falkner“, „blasdeggfensdaln: laud dengd“, „zeus schau owa: Apologie des Sokrates“

„Das oberösterreichische Innviertel darf sich glücklich schätzen, seine Mundart nicht gänzlich in jener Trostlosigkeit absaufen sehen zu müssen, welche so bezeichnend ist für eine gängige affirmative Laiensprachproduktion, die beim rührenden Muttertagsgedicht beginnt und beim Rahmenprogramm für Ortsparteitage noch lange nicht endet, und in der restlos abgeschliffen ist, was jedem Dialekt Kraft verleiht und ihn in seiner Widerständigkeit ganz selbstverständlich vor eben solcher tödlichen Vereinnahmung schützt.“

O.P. Zier in „Literatur und Kritik“

„Zeus schau owa“: Hans Kumpfmüller übersetzt Platons Apologie des Sokrates ins Innviertlerische. …Wer war dieser Sokrates? Die Philosophiegeschichte lehrt uns, daß das Orakel von Delphi ihn als den „Weisesten aller Griechen“ bezeichnet. Dem gegenüber oder eben gerade diesen Titel unterstreichend, hält er seinen Kernsatz: „Ich weiß daß ich nichts weiß“. Er ist der unermüdliche Fragensteller, den das allzu sicher geglaubte Wissen seiner Gesprächspartner in Zweifel zieht und sie ermahnt. … Damit schuf er sich nicht nur Freunde, sondern auch erbitterte Gegner, die schließlich Anklage gegen ihn erhoben. Sokrates verdirbt die Jugend, hieß es, er verehrt nicht dem Brauche gemäß die Götter und er führte neue göttliche Wesen ein. Zu allen drei Anklagepunkten nimmt Sokrates Stellung, und zwar in einer Unerschrockenheit, die ihm die Richter, als Anmaßung auslegten und die schließlich zu seiner Verurteilung führt. … Die Philosophie des Sokrates lebt von der Rede, er hat ja kein einziges geschriebenes Wort hinterlassen. Das meiste über ihn und sein Denken erfahren wir durch die Schriften seines Schülers Platon. Auch der Dialekt lebt vom gesprochenen Wort, und es ist hilfreich, sich die Sätze laut vorzusagen. Heruntergeholt vom hohen Roß der Philosophie und hineinverpflanzt ins Innviertlerische Idiom verliert der Text zwar an Allgemeinheit, gewinnt aber andererseits intimen Raum. … Kumpfmüller ist ein Wagnis eingegangen, er hat es bravourös gemeistert, hat ein nachdenklich machendes und auch zum Schmunzeln anregendes Buch vorgelegt.

Hans Eichhorn in „Oberösterreichischer Kulturbericht 2005“